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Impuls zum 26. Februar 2023

Zum 8. Sonntag im Jahreskreis

Von Monika Bossung-Winkler, Diözesanverband Speyer

Was ist uns heilig?
Fast jeder von uns erinnert sich daran, was er am 24.02.2022 getan hat, nachdem er die Nachricht vom Beginn des Kriegs gegen die Ukraine gehört hatte. Ich habe mich daran gemacht, unter diesem Eindruck den Impuls für den drauffolgenden Sonntag zu schreiben. Es war damals der Sonntag des Faschingswochenendes und manche waren vielleicht froh, dass aufgrund von Corona kaum närrisches und fröhliches Treiben möglich war. Es hätte nicht gepasst.

Dieses Jahr ist der Fasching am 24.02. schon vorbei und, wie jedes Jahr, eröffnet MISEREOR am ersten Sonntag der Fastenzeit seine Fastenaktion. Das neue Hungertuch trägt den Titel: Was ist uns heilig? Es wurde von dem nigerianischen Künstler Emeka Udemba erstellt. 

Grundlage des Bildes ist eine tagesaktuelle Zeitung, mit der Emeka Udemba die ganze Leinwand bedeckt hat. Sie wurde zunächst mit schwarz und dann in mehreren Farbschichten übermalt. In die Farbe sind wiederum Zeitungsschnipsel eingearbeitet. Mehrmals kommt dabei das Wort „Anfang“ vor, außerdem „der Mensch“, „Leben“, „Mensch und Tier“ – alles deutliche Hinweise auf die Schöpfungsgeschichte.

Grundfarbe ist rot, einerseits die Farbe der Liebe, der Energie, des Heiligen Geistes. Sie symbolisiert für Emeka Udemba aber auch die Aufheizung der Atmosphäre, die unser Klima und Leben bedroht. In Türkis und Blau leuchtet die Erdkugel, die von zwei Handpaaren umspielt wird. Halten sie diese Erde? Entgleitet sie ihnen? Werfen sie sie weg?

Wenn Gott heute auf unsere Welt blickt, mag er vielleicht auch den Eindruck haben, dass wir mit ihr „spielen“. Wir wissen, was notwendig wäre, um den Klimawandel zu begrenzen, aber die notwendigen Schritte in reale Politik umzusetzen, scheint so schwer. Wir sind entsetzt über die Zerstörung und die Toten in der Ukraine, aber es ist noch kein ernsthafter Versuch sichtbar, die Kriegslogik zu durchbrechen. 

Angesichts gewisser militärischer „Erfolge“ der Ukraine ist die Versuchung groß, sie durch Aufrüstung in eine gute Verhandlungsposition bringen zu wollen – mit dem Risiko, dass der Waffeneinsatz auch auf russischer Seite weiter eskaliert. 
Die Versuchung Jesu
Mt 4,1 In jener Zeit
wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt;
dort sollte er vom Teufel versucht werden.
2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte,
hungerte ihn.
3 Da trat der Versucher an ihn heran
und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist,
so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.
4 Er aber antwortete:
In der Schrift heißt es:
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt,
stellte ihn oben auf den Tempel
6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist,
so stürz dich hinab;
denn es heißt in der Schrift:
Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen,
und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen,
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Jesus antwortete ihm:
In der Schrift heißt es auch:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich
und führte ihn auf einen sehr hohen Berg;
er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht
9 und sagte zu ihm:
Das alles will ich dir geben,
wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
10 Da sagte Jesus zu ihm:
Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht:
Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten
und ihm allein dienen.
11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab
und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.

Die erste Versuchung hat ein Grundbedürfnis des Menschen zum Thema: den Hunger stillen. Es kann doch nichts Böses sein, aus Steinen Brot zu machen! Trotzdem lehnt Jesus ab, das zu tun. Denn die Aufforderung dazu kommt vom Falschen. 

Die zweite Versuchung zielt darauf ab, die eigenen Fähigkeiten zu benutzen, um Andere zu beeindrucken. Auch das lehnt Jesus ab, denn er ahnt schon, dass die letzte Versuchung auf die komplette Unterwerfung unter das Böse abzielt.

Jesus weigert sich, andere Mächte als Gott anzubeten, denn für ihn ist nur Gott heilig und das, was von Gott kommt. Keine Macht, kein Land, kein Reichtum, noch nicht einmal eine Fähigkeit, die ihm helfen würde, den Hunger zu besiegen, bringen Jesus dazu, sich auf den „Versucher“ einzulassen. Genauso wenig sollten wir als pax christi darauf vertrauen, dass Waffen oder eine neue selbst ernannte „Friedenspartei“ der Ukraine Frieden bringen.

Farbe bekennen 
Ein Schnipsel auf dem Hungertuch sagt: „Farbe bekennen“. Es gibt in den heutigen Krisen keine Neutralität. Wenn wir keine Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen, werden die Lebensgrundlagen großer Teile der Menschheit zerstört. Um der Ukraine den Frieden zurück zu bringen, braucht es einerseits eine Überwindung der Kriegslogik und eine diplomatische Initiative auf höchster Ebene. Andererseits aber auch Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen, den Geflüchteten und den Kriegsdienstverweigerern.

Trotz der vielen Herausforderungen und Fragen, die das Hungertuch an uns stellt, will es auch Hoffnung geben. Die Papierschnipsel sind nach Aussage des Künstlers auch „Trostpflaster“. Sie überkleben Wunden. Sie heilen.
Die biblische Schöpfungsgeschichte in Gen 1 entstand während einer der größten Katastrophen in der Geschichte Israels – dem babylonischen Exil. Sie will den Israeliten sagen: Auch wenn ihr Eure Heimat verloren habt, Gottes Zusage bleibt: Er ist Schöpfer der Welt. Er schuf sie und „alles war sehr gut“.

Herr,
gib uns Hände, die Verletzte schützen und heilen
gib uns Hände, die behutsam mit deiner Schöpfung umgehen
gib uns Hände, die Stürzende auffangen
gib uns Hände, die Geflüchtete unterstützen
gib uns Hände, die gewaltfrei bleiben. Amen.


 

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